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Schwerpunktthema: Kompetenzorientierung in Prüfungen

Wie sehen kompetenzorientierte Prüfungen aus? Welche Prüfungsinstrumente und Rahmenbedingungen braucht es, um kompetenzorientierte Prüfungen durchzuführen?

Schwerpunktthema: Kompetenzorientierung in Prüfungen

Solche Fragen untersucht das BIBB-Forschungsprojekt „Kompetenzbasierte Prüfungen im dualen System – Bestandsaufnahme und Gestaltungsperspektive“. Das Projekt läuft von Juli 2010 bis März 2014. Ziel des Projektes ist es, die kompetenzorientierten Ansätze in der bestehenden Prüfungspraxis zu identifizieren und Empfehlungen zur Weiterentwicklung zu erarbeiten. Grundlage der Untersuchung sind die folgenden vier Berufe:

  • Friseurin und Friseur
  • Kauffrau und Kaufmann für Versicherungen und Finanzen
  • Medizinische Fachangestellte und medizinischer Fachangestellter
  • Werkzeugmechanikerin und Werkzeugmechaniker

Kompetenzorientierung – was ist das?
Was bedeutet Kompetenzorientierung für Prüfungen?
Wie sieht die Praxis derzeit aus und was kann man daraus ableiten?

Kompetenzorientierung – was ist das?

Lange Zeit wurde eine inputorientierte Sichtweise im Bildungssystem verfolgt: In den Lehrplänen wurde festgeschrieben, welche konkreten Inhalte im Unterricht zu behandeln sind. Inzwischen haben Bildungsreformen dazu geführt, dass wichtiger ist, was jemand weiß, versteht und in der Lage ist zu tun. Der Focus liegt bei dieser output-orientierten Sichtweise auf den Lernergebnissen.
 
Voraussetzung für Kompetenzorientierung ist ein abgestimmtes Kompetenzverständnis, das mit dem Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) bildungsbereichsübergreifend vorliegt. Kompetenzen werden verstanden als „die Fähigkeit und Bereitschaft des Einzelnen, Kenntnisse und Fertigkeiten sowie persönliche, soziale und methodische Fähigkeiten zu nutzen und sich durchdacht sowie individuell und sozial verantwortlich zu verhalten." (Arbeitskreis Deutscher Qualifikationsrahmen 2011, Seite 4) Kompetenz wird also als umfassende Handlungskompetenz verstanden.

Das Projektteam untersucht die Möglichkeiten und Bedingungen für eine systematische Verankerung dieses Kompetenzverständnisses im gesamten Prüfungsprozess.

Was bedeutet Kompetenzorientierung für Prüfungen?

Der DQR unterscheidet zwei Kompetenzkategorien: Fachkompetenz, unterteilt in Wissen und Fertigkeiten, sowie personale Kompetenz, die sich in Sozialkompetenz und Selbständigkeit gliedert.

Diese auf einer allgemeinen Ebene beschriebenen Kompetenzen müssen für jeden Beruf konkretisiert werden. So sind je nach Beruf die Kompetenzen unterschiedlich ausgeprägt und ergeben ein berufsspezifisches Kompetenzprofil.

Beispielsweise spielt in allen untersuchten Berufen der Kontakt zu den Kunden eine Rolle. Im Fall des Friseurs ist der Kunde allerdings Gegenstand des beruflichen Handelns, beim Werkzeugmechaniker erfolgt der Kundenkontakt hingegen nur zur Auftragsabstimmung und -übergabe. Dies bedeutet unterschiedliche Anforderungen an die Sozialkompetenzen, die sich auch in den Prüfungen widerspiegeln müssten.

Im Forschungsprojekt wird untersucht, inwieweit die unterschiedlichen Kompetenzen derzeit in den Prüfungen abgebildet, erfasst und bewertet werden. Dabei wird der gesamte Prozess in den Blick genommen - von der Formulierung der Ordnungsmittel über die konkrete Prüfungsdurchführung bis zur Qualifizierung der Prüferinnen und Prüfer.

Wie sieht die Praxis derzeit aus und was kann man daraus ableiten?

Ausgangshypothese des Projektes war, dass es bereits kompetenzorientierte Ansätze in der derzeitigen Prüfungspraxis gibt. Für die Bestandsaufnahme wurden in den ausgewählten Berufen Experten befragt sowie die Prüfungsanforderungen und schriftlichen Prüfungsaufgaben analysiert. Das Projektteam hat außerdem praktische und mündliche Prüfungen beobachtet und es plant eine Befragung der Prüferinnen und Prüfer im Prüferportal.
 
Die bisherigen Untersuchungen haben unter anderem gezeigt, dass

  • Ordnungsmittel kompetenzorientierte Ansätze aufweisen,
  • die Prüfungsinstrumente die Möglichkeit bieten, unterschiedliche Kompetenzen abzuprüfen,
  • Aufgabenstellungen handlungsorientierte und prozessorientierte Elemente aufweisen.

Das Projektteam bündelt die gewonnenen Erkenntnisse, um berufsübergreifende sowie berufsspezifische Empfehlungen für die Weiterentwicklung kompetenzbasierter Prüfungen zu erarbeiten. Diese werden in Workshops mit Experten und relevanten Akteuren diskutiert.