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Prüfungsangst

Prüfungsangst ist eine spezielle Erscheinungsform von Angst in Leistungssituationen. Eine wichtige Aufgabe als Prüfer ist es deswegen, eine angenehme Prüfungsatmosphäre zu schaffen und so den Prüflingen mögliche Ängste zu nehmen.

Definition Prüfungsangst

Prüfungsangst ist eine spezielle Erscheinungsform von Angst in Leistungssituationen ( Vgl. Neubauer, 200, S. 7 BIBB, BWP 1/2004) Im Vordergrund steht hier die Angst vor der Bewertung der persönlichen Fähigkeiten und Kenntnisse. Dabei hängt das Ausmaß der individuellen Prüfungsangst oft eng mit  der Bedeutung der Prüfung für den jeweiligen Teilnehmer zusammen (z.B. die Lebensplanung, finanzielle Faktoren). Die Angst, in einer speziellen Prüfungssituation zu versagen, kann den erfolgreichen Abschluss einer Prüfung ernsthaft gefährden. So verändert sich bei vielen Prüflingen das gewohnte Arbeits- und Lernverhalten nachhaltig. Unbeständige, chaotische oder panische Reaktionen sind die Folge, die die Prüfungsangst zusätzlich verstärken bzw. zu Selbstzweifeln führen.

Viele Prüflinge berichten nach einer Prüfung von einem sogenannten „Blackout“. Sie konnten bestimmte Aufgaben vor Aufregung nicht lösen oder machten unnötige Fehler.   

Ebenen der Prüfungsangst :
Prüfungsangst kann sich auf ganz unterschiedliche Bereiche der Prüfung beziehen:

  • Die Prüfungsvorbereitung an sich
  • Die Prüfungssituation
  • Angst vor dem Versagen in der Prüfung
  • Angst vor den Prüfenden
  • Angst vor den Folgen einer bestandenen Prüfung – z.B. gesteigerte Leistungsanforderungen im Betrieb und damit einhergehend die Sorge, diesen Erwartungen nicht gewachsen zu sein (Überforderung)

Wie äußert sich Prüfungsangst - Symptome

Allein die Ankündigung eines Prüfungstermins kann Anspannung, Unruhe oder Panik auslösen, die sich teilweise schon Wochen vor der Prüfung äußert und bis zum Prüfungstag anhalten kann. 

Zu unterscheiden ist hier die „normale“ Prüfungsangst von der starken, teilweise behandlungsbedürftigen Prüfungsangst.

„Normale“ Prüfungsangst äußert sich durch Symptome wie Aufregung, Unruhe, schwitzige Hände etc. Im positiven Sinne kann sie jedoch auch die Bereitschaft anregen, sich mit der anstehenden Prüfung intensiver auseinanderzusetzen.

Starke Prüfungsangst äußert sich in der Regel durch das Auftreten unterschiedlicher Symptome:

  • Im seelischen Befinden durch:
    • depressive Stimmungen
    • negative Selbsteinschätzung
    • Unsicherheit
       
  • In der geistigen Leistungsfähigkeit durch:
    • Konzentrationsschwierigkeiten
    • Gedankenblockaden
    • Erinnerungsschwierigkeiten
       
  • In der körperlichen Leistungsfähigkeit durch:
    • übermäßiges Schwitzen, Frieren, Zittern
    • Schlafstörungen
    • Kopfschmerzen, Herzklopfen, Veränderung des Blutdrucks
       
  • Im Verhalten durch:
    • präventive Einnahme von Medikamenten
    • Neigung zu abweichendem Handeln

 

Ursachen der Prüfungsangst

Prüfungsangst hat ihren Ursprung meist in einem ganzen Bündel von Ursachen. Diese bedingen und beeinflussen sich oft gegenseitig. So können schlechte Erfahrungen in vorangegangenen Prüfungssituationen, überzogene Erwartungen an sich selbst oder durch das soziale Umfeld, finanzielle Faktoren und/oder eine schlechte bzw. falsche Vorbereitung eine negative Einstellung zu Prüfungen hervorrufen.

Folgende Faktoren können die Prüfungsangst zusätzlich verstärken:

  • Das Wissen um die Bedeutung der Prüfung für den weiteren privaten und beruflichen Lebensweg,
  • Hoher Zeitdruck,
  • Der Schwierigkeitsgrad und die Komplexität der Aufgaben,
  • Fehlende Vertrautheit mit dem „Prüfungsprozedere“ etc.

Empfehlung an die Prüfer/-innen :

  • Der Prüfling sollte freundlich begrüßt werden. Eine gegenseitige Vorstellung der an der Prüfung beteiligten Personen lockert die Gesprächsatmosphäre und reduziert die Anspannung. Prüfungsgespräche sollten möglichst auf „Augenhöhe“ stattfinden.
  • Eine positive Rückmeldung bei der richtigen Antwort / Lösung einer Aufgabe vermittelt dem ängstlichen Prüfling Sicherheit und stärkt das Selbstbewusstsein.
  • Einfache und weniger umfangreiche Aufgaben zu Beginn der Prüfung erleichtern den Einstieg in die „gefürchtete“ Prüfung, Erfolgserlebnisse bauen sich langsam auf.
  • Grundsätzlich sollte dem Prüfling ausreichend Zeit zum Nachdenken gewährt werden. Sofern der Prüfling nicht in der Lage ist, eine Frage direkt zu beantworten, sollte durch eine Umformulierung der Frage ein Neueinstieg in die Aufgabe ermöglicht werden.
  • Wichtig ist, dem Prüfling zu vermitteln, dass es in der Prüfung nicht darum geht, seine Schwächen aufzudecken, sondern seine vorhandenen Fähigkeiten und Kenntnisse zu präsentieren.

(Prüfungsangst, W. Bähr)