Grundsätzliche Zustimmung zur gestreckten Abschlussprüfung, offene Fragen und Unterstützungsbedarfe bei der „betrieblichen Fachaufgabe“
Vor sechs Jahren trat die neue Ausbildungsordnung der Kaufleute für Büromanagement in Kraft. Über eine Erprobungsverordnung wurde u.a. eine gestreckte Abschlussprüfung eingeführt. Das BIBB hat untersucht, wie die neuen Ausbildungs- und Prüfungsbestimmungen in der Praxis ankommen.
Die von den Ministerien in Auftrag gegebene Evaluation des Berufsbilds der Kaufleute für Büromanagement sollte Erkenntnisse darüber liefern, ob die zunächst bis Juli 2020 zur Erprobung eingeführten Regelungen in Dauerrecht überführt werden können und welche Änderungen gegebenenfalls zuvor umgesetzt werden sollten.
Informationen zum Projekt
Auftraggeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Bundesministerium des Innern, Bundesministerium für Bildung und Forschung
Projektlaufzeit: III/2016-II/2020
Untersuchungsmethoden: Bundesweite Online-Befragung von und Interviews mit Ausbildungsverantwortlichen, Lehrkräften, Berufeverantwortlichen in zuständigen Stellen, Prüfenden und Auszubildenden, schriftliche und mündliche Nachbefragungen, Prüfungsbeobachtungen, Expertengespräche, dabei Berücksichtigung der Zuständigkeitsbereiche Industrie und Handel, Handwerk und öffentlicher Dienst
Bei einem großen Teil der Befragten trifft die Einführung der gestreckten Abschlussprüfung auf Zustimmung. So stimmen auch 78% der befragten Prüferinnen und Prüfer voll oder eher zu, dass die gestreckte Abschlussprüfung die geeignete Prüfungsform für die Prüflinge darstellt. Auch die Aufteilung der vier Prüfungsbereiche auf die zwei Teile der Prüfung halten 80% der Prüfenden für sinnvoll. Zur derzeitigen Gewichtungsregelung gibt es ebenfalls von zwei Drittel der Befragten eine grundsätzliche Zustimmung. Diejenigen Prüferinnen und Prüfer, die sich eine andere Gewichtung der Prüfungsbereiche wünschen, fordern eine Reduzierung der Gewichtung des Prüfungsbereichs „Fachaufgabe in der Wahlqualifikation“ und eine Erhöhung des Prüfungsbereichs „Wirtschafts- und Sozialkunde“.

Neben der gestreckten Abschlussprüfung wurde im Beruf der Kaufleute für Büromanagement ein sogenanntes „Variantenmodell“ eingeführt: zur Vorbereitung auf das Fachgespräch im Prüfungsbereich „Fachaufgabe in der Wahlqualifikation“ können die Auszubildenden entweder für jede der beiden festgelegten Wahlqualifikationen einen höchstens dreiseitigen Report über die Durchführung einer „betrieblichen Fachaufgabe“ erstellen oder eine von zwei „praxisbezogenen Aufgaben“ bearbeiten, die vom Prüfungsausschuss gestellt werden.
Bei der Durchführung der beiden Prüfungsvarianten sehen 45% der befragten Prüferinnen und Prüfer Regelungslücken oder Durchführungsprobleme. Diese beziehen sich fast ausschließlich auf die „betriebliche Fachaufgabe“, die sogenannte „Reportvariante“. Prüferinnen und Prüfer sehen sich hier nach eigenen Angaben manchmal mit Reporten konfrontiert, die inhaltlich nicht zur gewählten Wahlqualifikation des Prüflings passen, die den Vorgaben nicht entsprechen oder sprachlich schwer verständlich sind. Für die Prüfenden stellen sich dann Fragen zum Umgang mit diesen Reporten und der Prüfungsabnahme insgesamt.
Ausgehend von diesen und weiteren Rückmeldungen hat das Projektteam aufbauend auf den Erkenntnissen der Evaluation Empfehlungen zum weiteren Vorgehen formuliert.